Recht und Gerechtigkeit


Durch den Medienhype hatte ich den Kachelmannprozess verfolgt, denn da stimmte was nicht. Er hatte mich sogar zu einer neuen Rapunzelfassung animiert, denn es waren neben Hass und Neid auf anderer Seite seine grundsätzlichen Verhaltensmuster, welche zwar blöd, aber durchaus archaisch sind, die ihn in diese Situation brachten.
Nun hatte er ja sein Erleben des Falls (die Sicht darauf ist subjektiv verschoben, etwa so wie das rechte Auge ein Ding in anderer Entfernung ausmacht als das linke) mit seiner jetzigen Frau bei Heyne veröffentlicht, das Buch heißt „Recht und Gerechtigkeit“ und ich habe es mir als E-Buch gekauft.

Hier meine Einschätzung, die mir, kaum dass sie auf amazon stand, drei Negativklicks brachte:

 was jetzt polarisiert, wird irgendwann ein Zeitdokument sein

Ein Mann, der vor etlichen Jahren den Wetterbericht von einer mehr oder weniger stimmigen, auf jeden Fall aber öden Datenmitteilung zu einer kleinen interessanten Sendung für jedermann kraft seiner Flapsigkeit und Kompetenz mischenden Persönlichkeit umgestaltete, der sich auf Grund dieser Persönlichkeit auch andere Medienbereiche erschloss und sich so eine Art Wettervoraussagemonopol erarbeitete, wird von einer Nebenbeziehung der schweren Vergewaltigung bezichtigt und die meisten deutschen Medien stürzen sich blindwütig auf diesen Fall mit einer irren Begierde, den „Täter“ zu Fall zu bringen, ähnlich wie mit Blut ernährte Jagdhunde, die sich auf Wild stürzen. Das war der Grund, warum ich mich für dieses Gerichtsverfahren zu interessieren begann, denn jedem Laien war hier ersichtlich, dass da etliches schief lief und Meinung über die Medien zum Schaden des Beschuldigten gesteuert wurde oder werden sollte.Dazu kommt die ungeheuerliche Tatsache, dass Staatsvertreter Informationen gezielt weitergeben haben müssen , eigentlich ein krimineller Akt, und dass, wie sich nach der Verhandlung erwies, gezielt gesetzten Falschmitteilungen von Staatsvertretern an die Öffentlichkeit gegeben wurden.

Dieses Buch berichtet von dem Prozess aus der Sicht des Betroffenen. Man merkt dem Buch an, dass es nicht lange Zeit hatte „zu erkalten“ und Stil zu bekommen, man liest in den ersten Kapiteln noch die emotionalen Empfindungen der Betroffenen mit. Doch die Beiden haben ein Recht empört zu sein über das, was sie erlebten und es zum Ausdruck zu bringen – das macht aber keine gute Literatur. Doch darum geht es auch nicht, wer das sucht sollte Kafka oder Hesse lesen. Im weiterem Verlauf der Kapitel wird der Erzählton dann auch sachlicher, weil der Prozess analysiert wird.
Nachdem ich das Buch gelesen habe, bestreite ich entschieden die nun in den Medien zu lesende oder zu hörende Behauptung, dass hier von den Kachelmanns Vergewaltigungsopfer diskreditiert werden indem über Falschbeschuldigungen berichtet wird, sie stellen nicht in Abrede, dass Vergewaltigung ein schlimmes Verbrechen ist und bestraft werden sollte, nennen selbst die geringe Höhe der angezeigten Vergewaltigungsstraftaten und dass sich das ändern muss. Wenn etwas verwerflich ist, dann doch der Tatbestand, aus Rache eine solche Beschuldigung zu konstruieren, auf Kosten und zum Schaden der echten Vergewaltigungsopfer.
Inwieweit die Vermutung der Höhe falscher Vergewaltigungsvorwürfe stimmig ist, kann ich nicht einschätzen,kann niemand einschätzen, der die Fälle nicht studiert hat. Das ist hier an Hand des eigenen Erlebens und berichteter Verfahren geschlussfolgert und steht ihm als Meinung zu, sollte aber weitergehend begründet werden. Ich mache mir da aber nichts vor, die Lüge ist die Brutalität der Schwachen und wenn man auf Rache sinnt – oder wenn bei manch psychisch Kranken das Unwohlsein in der eigenen Haut ein Ventil braucht…
Jede durch Falschbeschuldigung zerstörte Existenz ist genauso eine zuviel, wie eine durch Vergewaltigung zerstörte.
Der Wert des Buches liegt in meinen Augen in der Analyse des Gerichtsverfahrens und dem Aufzeigen der Schwachstelle eines Verfahrens vor dem Landesgericht- mangelnde Dokumentation – und das ist dann ein Problem, das jeder Beschuldigte aber auch jeder Anzeigenerstatter haben kann, egal, was angeklagt wird, aber was sich für die Gerechtigkeitsfindung ändern ließe.
Das Buch hat den Untertitel: Ein Märchen aus der Provinz. Ich bin Märchenerzählerin und hasse es eigentlich, wenn der Begriff Märchen als Synonym für Lüge oder groteske Abläufe gebraucht wird, denn für mich sind Märchen auf einer höheren Ebene wahrhaftig. Und der Fall des Kachelmanns hat für mich nach dem Lesen des Buches eine wirkliche Märchenkomponente: Der Dummling, der in die Welt zieht, dort eine schwere Lebensaufgabe gestellt bekommt, diese mit Hilfe eines klugen,treuen Mädchen meistert und geläutert und geprägt …
Märchenhafter Ausgang wäre ihnen zu wünschen – obwohl mich ihr Persönliches normalerweise nicht interessiert, wohl aber die Bürgerrechte in Deutschland.

Da ich das Buch als Kindle-Ausgabe gelesen habe: Die Kindle-Datei ist schrecklich formatiert,ich meine, das liegt an der Art, wie die Entertaste benutzt wurde – Kindle gibt auch Anleitung, wie Dateien zu erstellen sind.Wer auch immer im Verlag dafür zuständig ist, sollte sich dilettantisch formatierte Datei noch einmal vornehmen, für Belletristik hätte ich reichlich Punktabzug dafür gegeben. Da sind mittlerweile die selbstverlegenden Autoren weit versierter und leserfreundlicher in der Gestaltung ihrer E-Bücher.

29.10.2012 – ich versuch mich wieder an Märchen


Die Glückssucher

Märchen von und mit Bettina Buske

Montag, den 29.10.2012 um 15.30 Uhr
in der Cafeteria
des Elisabeth-Seniorenzentrum Dr. Harnisch Haus.
Liebigstraße 39, 10247 Berlin

War Oktober je schöner als dieser?


Ich glaube nicht, mich lud er zum ausfliegen ein, und nicht nur mich …

das Städtchen Bad Freienwalde und seine Umgebung wurde von Marienkäfer-Heerscharen heimgesucht. Marienkäfer, wie ich sie zuvor noch nie sah, mit vielen, vielen Punkten oder eben diese schwarzen.

Sie waren wohl auf der Suche nach einem akzeptablen Winterquartier und hatten sich anscheinend für den Bismarckturm, einem der vier die Stadt umgebenen Aussichtstürme entschieden.
Ich muss sagen,in solcher Menge riechen sie nicht gut, wirklich nicht.
Aber die Aussicht vom Turm war einfach nur schön.


Nahe Bad Freienwalde liegt das Örtchen Altranft, in dem man einzelne alte Gebäude zwischen den „normalen Häusern“ wieder hergerichtet hatte und die nun das ganze Dorf zum Freilichtmuseum machen.
Hier zum Beispiel kann man die Maschinen betrachten, die Korbflechter benutzten.



Das Örtchen hat auch ein hübsches kleines Schloss mit Museum

Wirklich ein nettes Ausflugsziel, nicht nur im Oktober.

wie oder als oder besser gleich als wie


In meiner Kindheit habe ich den Fehler öfter zu hören bekommen: Die Prinzessin ist schöner wie die Königin, der Bauernjunge ist stärker wie der Prinz – oder irgend so einen anderen hinkenden Vergleich, in dem der Vergleichspartikel (heißt wirklich so) wie; welcher eigentlich immer Gleichheit anzuzeigen hat (Positiv), die Rolle des Ungleichheit anzeigenden (Komparativ) als übernimmt.
Ist irgend so eine Dialektsache, die sich mir noch nicht erschlossen hat,ja, die mir geradezu aus dem Bewusstsein verschwand, weil ich sie lange nicht mehr hörte. Doch jetzt hatte ich sie in einem E-Buch für Kinder lesen müssen, wo sie wirklich nicht hineingehört.
Ein Blick in das Grimmsche Wörterbuch sagte mir nun, dass das mit dem Unterschied auch eine vertrackte Sache zu sein scheint, denn wenn ich mir den damaligen Gebrauch von als ansehe, stelle ich fest, dass als durchaus statt des wies verwendet wurde.

I. Vergleichendes als.
1) neben dem verbum. goth. atiddja ahma svê ahaks. Luc. 3, 22; ahd. nidarsteic sama sô tûbâ, alsô tûbâ; mhd. steic nider alse tûbe; sleich als ein pfâwe; spranc als ein kindelîn; lac als ein tôter man; ir strâfet mich als einen kneht. nnl. hij spreekt als een engel; engl. he brightens as a star, speakes as a lier. nhd. früher noch als: bist doch als ein faul holz. Keisersb. hell. lewe 72a; das du zornig werdest als ein wütender hund. 72a; hab got lieb über alle ding und dein nechsten als dich selber (goth. frijôs nêhvundjan þeinana svê þuk silban), auch bei Luther Matth. 22, 39. Marc. 12, 33 du solt deinen nähesten lieben als dich selbst; Adam ist worden als unser einer. 1 Mos. 3, 22; wer das reich gottes nicht empfähet als ein kindlein. Marc. 10, 15; dasz auch Salomon nicht ist bekleidet gewesen als der eines. Luc. 12, 27; zubereitet als eine geschmückte braut ihrem manne. offenb. 21, 2; ermahne ihn als einen vater. 1 Tim. 5, 2; du tränkest sie mit wollust als mit einem strom. ps. 36, 9; laszt uns ehrbarlich wandeln als am tage. Röm. 13, 13;
helt sich als ein ehrlich man.
H. Sachs I, 446d;

mich als ein armen hund austrieb. daselbst;

was wöll wir als die narren stehn.
I, 476d;

sei dir morgen als heut.
I, 480b;

merk, tugent plüt hie in der not
als in dem hag die rösle rot.
Schwarzenberg 129, 1;

sie trunken als sie konten.
Fischart Garg. 90b;

er hängt seine fochtel an,
die er zu tragen weisz als wol kein edelmann.
Fleming 134;

lebt jemand, welchem nicht vor diesem zucker graue
des herschens der zuletzt als gall und essig schmeckt?
Lohenst. Ibrah. 110, 693;

er stank als ein höllischer pful. pers. rosenth. 1,

Somit gelingt es mir nicht, irgendwelche Brücken zu bauen, bleibt nur die Aufforderung zu verinnerlichen, dass Gleiches durch wie und Verschiedenes durch als ausgedrückt wird und dass es als wie niemals geben kann, denn entweder ist etwas gleich oder es ist ungleich.