Karoline Stahl
Karoline Stahl (geb. Dumpf; * 4. November 1776 auf Gut Ohlenhof, Livland; † 1. April 1837 in Dorpat, Estland) war eine deutsche Schriftstellerin, Pädagogin und Erzählforscherin.
Leben
Karoline Stahl wurde als Tochter des Landgerichtssekretärs Dumpf in Livland geboren. In Russland und Dorpat war sie als Erzieherin tätig und arbeitete von 1808 bis 1820 unter anderem in Weimar und Nürnberg als Erzieherin.
Im Jahr 1816 veröffentlichte sie ihr erstes Werk Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder, die hauptsächlich moralisch-erzieherischen Charakter haben. Darin enthalten ist auch das Märchen vom Däumling und „Der undankbare Zwerg“ auch ein Werk, was Wilhelm Grimm später neu bearbeitete und das heute als „Schneeweißchen und Rosenrot“ eines der bekanntesten deutschen Märchen ist.
Nach Ende ihrer Tätigkeit in Deutschland ging Karoline Stahl nach Dorpat und wurde in den folgenden Jahren als Erzieherin unter anderem in Weißrussland tätig. Sie kehrte 1828 nach Deutschland zurück und arbeitete hier bis 1832 als Erzieherin.
Werke
Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder. 1818, 2. Auflage 1821
Kleine Romane. 2 Teile, Verlag Reclam, Leipzig, 1819
Romantische Dichtungen. Nürnberg, 1819
Erzählungen. Wien, 1820
Die Familie Müller: Ein Buch für die Jugend; mit Kupfern. Verlag Campe, Nürnberg, 1821
Moralische Erzählungen, Schauspiele und Reisebeschreibungen für die Jugend. Riga, 1822
Scherz und Ernst, ein Lesebuch für die Jugend. Riga, 1823
Alwinens Abendstunden. Riga, 1823
Mährchen. Riga, 1824
Woldemar. 1830
Rosalinde, oder die Wege des Schicksals. 1833
In Ermangelung eines Bildnisses hier ein Gedicht von Karoline Stahl:
Die vier Brüder
Im ganzen Jahr spazieren;
Doch Jeder kömmt für sich allein,
Uns Gaben zuzuführen.
Der erste kömmt mit leichtem Sinn,
In reines Blau gehüllet,
Streut Knospen, Blätter, Blüten hin,
Die er mit Düften füllet.
Der zweite tritt schon ernster auf,
Mit Sonnenschein und Regen,
Streut Blumen aus in seinem Lauf,
Der Ernte reichen Segen.
Der dritte naht mit Überfluss
Und füllet Küch und Scheune;
Bringt uns, zum süßesten Genuss,
Viel Früchte, Korn und Weine.
Verdrießlich braust der vierte her,
In Nacht und Graus gehüllet,
Sieht zürnend Wald und Wiesen leer,
die er mit Schnee erfüllet.
Wer sagt mir wer die Brüder sind,
Die so einander jagen?
Leicht rät sie wohl ein jedes Kind,
Drum brauch ich’s nicht zu sagen.