Was so alles strafbar ist…


Gerade auf meiner Festplatte wiedergefunden und mich wieder darüber amüsiert,denn Radweg ist Radweg und Recht soll auch Recht bleiben – das zeige ich hier, hat schließlich 20€ gekostet…

Straftiket1

Begangen wurde diese Widrigkeit gegen Recht und Ordnung hier an dieser Stelle:

Parktiket2

ausgelesen: Die Tuchhändlerin


Dies ist schon das zweite Buch aus dem Dyras-Verlag, das ich las, welches diese Themenverbindung Vorrevolutionäres Deutschland und Schicksal einer Frau zeigt.
Es würde mir gefallen, wenn das so eine Art Serie würde, denn diese Themenverbindung ist zwar gut zur Entspannung zu lesen (auch abends im Bett), es macht einen aber, so ganz nebenher, auch noch ein Stück wissender.

Ich habe das Buch mit freudigem Interesse gelesen. Es ist ein leicht erzählter Roman, der es dem Leser ermöglicht, sich in die vorrevolutionären Verhältnisse der Zeit ab 1830 einzufühlen und so die Lebensbedingungen empathisch nachzuempfinden, die man im Geschichtsunterricht als Fakten gelehrt bekam.
Grundsätzlich ist das Buch so angelegt, dass es gut in die Kategorie Frauenroman einzuordnen ist, denn die Hauptheldin ist eine junge Frau, Tochter eines Damasthändlers, die sich in den Weber Caspar verliebt.
Die Autorin Ivonne Hübner erzählt aber nicht nur eine Liebesgeschichte voller Widrigkeiten, sie berichtet unaufdringlich über die Lebensumstände der damaligen Zeit, über die Trennung der Gesellschaft, über das Leben unter Zunftgesetz und den Auswirkungen der technischen Revolution.
Lesend wird man auch sensibilisiert, die Leistung und Kunstfähigkeit der Weber, speziell der Damastweber, zu beachten, für mich war das alles sehr interessant zu erfahren.

Gefährte, Kamerad, Genosse


Als Märchenersammlerin  lebe ich mit alten und mit veralteten Begriffen und: Ich liebe sie!
Gefährte, Kamerad, Genosse sind alte Begriffe, die eine besondere, tiefe Bindung zwischen Menschen ausdrücken und deshalb auch gern politisch genutzt werden, um diese Bindungen an eine Partei oder eine Institution zu erzeugen. Es sind Begriffe, die in früheren Zeiten genutzt werden konnten, ohne dass andere daran eine politische Ausrichtung des Wortbenutzers vermuten.
Wie wünschte ich, dass diese Begriffe aus ihren Schubkästen befreit würden, denn sie drücken mit ihrer Bedeutung  viel aus, das man verliert, wenn man es in ihrer Bedeutung auf rechte oder linke Gesinnung zurechtschneidet.

Als Gefährte (von mittelhochdeutsch geverte, althochdeutsch giferto, eigentlich = der mit einem zusammen fährt, reist) bezeichnet man jemanden, mit dem man sich verbunden fühlt, mit dem man eine Zeit seines Lebens verbringt

Bsp.: Weggefährte, Lebensgefährte, Reisegefährte, Schicksalsgefährte, Schulgefährte , Gefährte beim Einsatz für eine Sache…

Das Wort Gefährte kann als Synonym für Kamerad oder Genosse benutzt werden.

Als Genosse (von althochdeutsch: ginoz – jemand, der mit einem anderen etwas genießt, Nutznießung hat) bezeichnete  jemanden, mit dem man eine gemeinsame Erfahrung in einem bestimmten Bereich geteilt hatte, der dieselben Ziele hatte und auf den man sich aus diesem Grund verlassen konnte.
Das drückt besonders die Bedeutung von  Genossenschaften aus, politisch haben sich bestimmte Parteien dieses Wort für ihre Mitglieder angeeignet, wo es eher die Bedeutung Mitstreiter trägt.

Als Kamerad ( im 16. Jhd. aus dem Französischen ins Deutsche übernommen; französisch camarade (unter Einfluss von spanisch camarada) Kammer- oder Stubengemeinschaft
bezeichnet man jemanden, zu dem man eine enge, platonische Verbindung hat, der Freundschaft ähnlich.
Diese Bezeichnung kennzeichnet die Beziehung, die Soldaten einer Armee zueinander haben, ist aber auch für besondere Freundschaften gebräuchlich.

ausgelesen: Tschick


Manchmal passieren Ereignisse  so, als sollte man auf etwas aufmerksam gemacht werden. Klingt jetzt vielleicht etwas verschwiemelt, ist aber im Nachhinein noch immer mein Empfinden. Duplizität der Ereignisse …
Also,was ich erzählen will: Im Autoradio hörte ich auf Deutschlandfunk einen Beitrag über Wolfgang Herrndorf. Und da ich mich zur Zeit auch  intensiv mit dem Leben mit unheilbarer, todbringender Krankheit beschäftigen muss, war mir das Schicksal des Mannes sehr nahe und mein Interesse an seinem Werk geweckt. Spiegelbestseller zu sein, reicht  mir nicht, um lesebegierig nach einem Buch zu werden, da  ich mich nicht gern vom allgemeinen Rummel um ein Buch beeinflussen lasse. Solche Bücher stehen dann auf meiner Liste der irgendwann mal zu lesenden Bücher – und geraten dadurch auch oft in Vergessenheit.

Dieses nun nicht, denn da war der Rundfunkbeitrag und am selben Abend sah ich bei meiner Schwiegertochter den Roman „tschick“ , den sie gerade für den Deutschunterricht in ihrer Ausbildung las und den ich mir dann auch ausborgte.

Tschick ist ein kleiner, leicht lesbarer Roman, der auch von Lesefaulen gut zu bewältigen ist, was für schulische Pflichtlektüren ein großes Plus ist.
In der Empathie erzeugenden Ich-Form bekommt der Leser Passagen aus dem bisherigen Leben des Jugendlichen Maik Klingenberg erzählt, wie der neue Mitschüler Andrej Tschichatschow in die Klasse kommt und wie die zwei verschiedenen Jungen mit ähnlichen Problemen eine Urlaubsreise in die „Walachei“ machen, bei der eine Freundschaft entsteht, die auch nach einer aus der Reise resultierenden Gerichtsverhandlung bestehen wird.

Dieser kleine Roman ist groß in einzelnen Szenen, besonders gegenwärtig ist mir hier die Passage über den Schulaufsatz samt Reaktion des Lehrers darauf; das Gespräch zwischen den Jungen, ob es jüdische Zigeuner und ob es die Walachei gibt oder wie sie zwar wissen, dass man man mit einer Armbanduhr die Himmelsrichtung bestimmen kann aber nicht wie – und wie sie es am Ende herausbekommen. Auch ihr Zusammentreffen mit „Adel auf dem Radl“ oder wie der Vater seinen Sohn zusammenschlägt, während er sich über dessen Freundschaft zu einem jugendlichen Schwarzfahrer und Autodieb aufregt, weil die dem Vater ein schlechtes Image geben würde blieb mir noch nach der Lektüre sehr gegenwärtig.
Die Passage mit dem schießwütigen Rentner im Abrissdorf empfand ich irgendwie den Roman störend, obwohl sie auf sexuelle Orientierung eingehen und ihre Dialoge Tiefe haben. Doch fast zuviel, denn ich bin mir sicher, dass über die „kommunistische Widerstandsgruppe Ernst Röhm“ hinweggelesen werden wird. Diese Passage mit dem Rentner ist so komplex, sie könnte als Kurzgeschichte richtig gut bestehen.
Fakt ist, dieses Büchlein bietet Diskussion- und Gesprächsstoff für eine längere Zeit, als man zum Lesen benötigt hatte.

Die im Roman verwendete Jugendsprache schien mir zwar nicht wirklich authentisch, aber da schon eine Schule weiter andere Schlagworte angesagt sind als in der Schule in meiner Straße brauche ich das auch nicht.

„Echt“ klingt  Jugendslang wirklich oft grauslich, dass sich der Autor für seine Sprachform entschieden hat,akzeptiere ich daher gern so, wie ich sie gelesen habe. Denn wie er schrieb, beinhaltet es vieles, was Jugendsprache kennzeichnet.Bedeutungsverschiebungen bzw. –veränderungen, Bedeutungserweiterungen oder -verengungen, Wortveränderungen und -neuschöpfungen, Superlativierungen. Diese Sprache grenzt sich eindeutig durch ihren affektiv – emotionale Aspekt von der „üblich“ gesprochenen Sprache ab und erfüllt somit die Funktion „Jugendsprache“, ist aber so gestaltet, dass sie auch von nachfolgenden Generationen in ihrer Bedeutung ohne Erläuterung weitgehend erfasst werden könnte.(Nur bei „alter Finne“ bin ich da im Zweifel.)

So sehr die gewählte Erzählperspektive (Ich-Form) auch half, sich in den Protagonisten Maik Klingenberg einzufühlen, ein Problem hat diese Perspektivwahl.
Über das Leben von Andrej Tschichatschow blieb der Leser trotz aller Dialoge wie sein Freund Maik stückweise im Ungewissen – und fast bedaure ich, dass dieser eher stereotyp angelegte Protagonist eigentlich nur für die Schlüsselfunktion zum „inneren Wachsen“ des Jugendlichen Maik Klingenberg dienen sollte, denn er fand mein Gefallen und Interesse.
Dieser Roman ist nicht, wie man meinen könnte, schnell heruntergeschrieben worden. Der Autor begann, wie man auf seinem Blog lesen konnte,  die Arbeiten daran im Jahre 2004 und hat ihn im Jahr seiner Erkrankung beendet. Dieser Roman ist auf einer „höheren Ebene“von seiner Persönlichkeit und  ein bisschen von seiner Biografie geprägt worden, denn vieles finde ich auf diesem Blog wieder.
Alles in allem ist „Tschick“ ein Buch, das anregt, Vorurteile zu überdenken und hilft, sich selbst im Leben „einzunorden“. Dieses Buch klingt im Leser länger nach, es ist ein richtig gutes Buch.