Seit einigen Jahren habe ich Freude am Winterwandern, weshalb ich gern Winterurlaub mache.
Ich hatte auch ein Roman zum Rezensieren mit dabei, hatte anfangs aber Mühe, mich dort einzulesen, sodass ich zwischenzeitlich auch immer mal zu einem dort rumliegenden Hermann Löhns griff und unter anderem das folgende Gedicht gefunden hatte, welches für mein Empfinden „leicht angestaubt“ wiedergibt, was ich am Winterwandern so schätze.
Eigentlich mag ich seine Gedichte nicht wirklich und diese Einstellung wurde durch sein Prosawerk, das den Nationalsozialisten so Wert war, verfestigt, aber als Vordenker der Umweltbewegung benenne ich ihn trotzdem mit dem folgenden Teil-Zitat, dem dann aber noch Rassegedönz folgt, auf das ich hier verzichte.
„Eine Macht muss die Naturschutzbewegung werden. Eine solche Macht, dass die Industrie, der Handel und der Verkehr mit ihr rechnen müssen. Vielfach hat man sich ihnen zuliebe in ganz unnützer Weise an der Natur versündigt. Und wenn wir sie hindern, solche Sünden weiter zu begehen, so werden wir heute vielleicht Hohn und Spott ernten. Die Nachwelt aber wird es uns danken.“
Löns ist im 1. Weltkrieg gefallen, wir wissen nicht, wie er sich weiterentwickelt hätte. Ich fand die Beschäftigung mit seinem Werk interessant um andere Schriftsteller seiner Epoche noch besser wertschätzen zu können, wie zum Beispiel Hans Fallada und die Brüder Mann.
Hermann Löns (1866-1914)
Bergwaldwildnis
Was frag ich nach den Menschen
Und nach der lauten Stadt,
Wenn mich die Bergwaldwildnis,
Die weiße Stille hat.
Die Buchenstämme stehen
So schwarz im weißen Schnee,
Seinen Schlafbaum sucht der Bussard,
Zu Felde zieht das Reh.
Der Fuchs bellt unten im Grunde,
Die Eule gibt keine Ruh,
Der Abendwind rührt an den Zweigen,
Der Schnee fällt immerzu.
Im Tale funkeln die Lichter,
Was kümmert mich ihr Schein,
Ich stehe oben am Hange
Und bleibe für mich allein.
Aber nun zum eigentlichen Buch: Im Vollbesitz des Eigenen Wahns
Auch wenn ich anfangs schwer den Einstieg in diesen Rezensions- Roman gefunden hatte, er ließ mich irgendwann nicht los und von Abend zu Abend griff ich lieber zu diesem Buch.
Ursprünglich fand den Titel humorvoll und hatte das Buch deshalb mit in den Urlaub genommen, aber was ich las, war dann doch heftig .
Dazu nervte mich anfangs der Satzbau der Übersetzung , welcher dem Leser schon auf Seite 24 den 10. eingeschobenen Nebensatz „dachte sie“ bescherte und kein Lesevergnügen versprach – zum Glück bin ich langmütig und halte durch, denn der Stil wurde dann viel besser und bereitete Lesevergnügen; was ich auch von der Story sagen kann.
Hilary Mantel schaffte es, von Leuten zu erzählen, über die keiner berichten möchte und trostlose Lebensumstände zu beschreiben – und der Leser will am Ball bleiben und will miterleben und doch wird er nicht endgültig verstehen können, was mit der Hauptheldin Myriel nun eigentlich ist.
Wie ich erst nach dem Lesen erfahren habe, ist dieses Buch eine Weiterführung des Romans Jeder Tag ist Muttertag und vermutlich hilft es, erst diesen Roman zu lesen, um mit der Geschichte klar zu kommen.
Zwar wird der Leser „Im Vollbesitz des eigenen Wahns“ im Verhältnis der Personen zueinander geführt, aber das reichte mir nicht, Myriel wirklich verstehen zu können. Ich war eher wie in einem Horror-Film Zuschauer und musste mit wohligen Grusel konsumieren, was mir angeboten wurde.
Spannend ist das allemal, aber ob man das Buch als endgültig befriedigend empfindet, hängt vom eigenen Anspruch ab.
Mir hat das Buch zwar noch gefallen, weil ich mit Geschichten klar komme, die mir nicht alles erklären, aber Lust auf den Vorroman hat es mir nicht gemacht.
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