Eine Zeitreise durch die Evolution des Menschen – und ein schönes Kinderbuch


Held der Geschichte ist Tali, ein Schulkind von der Art, wie so einige sind. Etwas verpeilt, aber clever und voller Ideen. Dass Tali eine Behinderung hat wird nur dem aufmerksamen Comic-Leser bewusst werden, denn Tali ist davon nicht beeinträchtigt.

Tali hat die Idee, wie er oder sie (darauf wird nicht eingegangen und ist auch nicht nötig ) Oma zum 80sten Geburtstag einen größeren Wunsch erfüllt als sie gewünscht hat. Sie möchte alle ihre in der ganzen Welt verstreuten Verwandten dabei haben, auch die, die sie noch nie gesehen hat. Tali beschließt darauf hin, ein Familientreffen zu organisieren, das die Welt noch nicht gesehen hat – mit den ersten Menschen und noch früheren Vorfahren.

Die Umsetzung des Vorhabens ist kein Problem, den Tali hat da so ein Wundermedallion namens Xyzo, seinen obersmarten Elektro-Freund, mit ihm kann er Zeiten und Orte wechseln und sich mit anderen verständigen.

Auf diese Weise lernt man kennen:

.Toumai, Sahelanthrpus tchadensis,

Ardi, Ardipithercus ramidus;

3.Lucy, Australopithecus afarensis,

4.Mrs. Ples, Australopithecus africanus

Nariokotome, Homo erectus

X-Woman, Denisova-Mensch

Flo, homo floresiensis

den alten Mann, Homo neanderthalensis

All das ist mit ansprechender Grafik und angenehmer Farbigkeit in einem übersichtlichen Comic erzählt, was es auch ungeübten Comic-Lesern leicht macht der Geschichte zu folgen.
Das ganz Besondere an dem Buch sind für mich die auf hellgrauem Grund mit gelber Farbe, etwas grünlich und viel dunkelgrau dargestellten und kindgerecht erklärten wissenschaftlichen Fakten. Durch die Farbgebung hebt sich das gut von der Comic-Geschichte ab, sodass ein populärwissenschaftlich interessiertes Kind leicht alle Fakten nachschlagen kann.
Dieses Buch wurde von der Comic-Zeichnerin Bea Davies gestaltet, Konzept und Text sind von Susan Schädlich – ausgebildete Tierärztin und Wissenschaftsjournalistin und Michael Stang, welcher Anthropologie studierte und als Journalist über Themen rund um die Menschwerdung berichtet.

Henne oder Ei?



Die Gelehrten und die Pfaffen
streiten sich mit viel Geschrei,
was hat Gott zuerst erschaffen –
wohl die Henne, wohl das Ei!
Wäre das so schwer zu lösen –
erstlich ward ein Ei erdacht,
doch weil noch kein Huhn gewesen –
darum hat´s der Has` gebracht!

Eduard Mörike

Bild: David Mark von pixabay

Gedicht der Woche 50/2020


Advent
Rainer Maria Rilke

Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenheerde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird;
Und lauscht hinaus. Den weissen Wegen
Streckt sie die Zweige hin – bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.

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Gedicht der Woche 49/2020


Die Wälder schweigen

Die Jahreszeiten wandern durch die Wälder.
Man sieht es nicht. Man liest es nur im Blatt.
Die Jahreszeiten strolchen durch die Felder.
Man zählt die Tage. Und man zählt die Gelder.
Man sehnt sich fort aus dem Geschrei der Stadt.

Das Dächermeer schlägt ziegelrote Wellen.
Die Luft ist dick und wie aus grauem Tuch.
Man träumt von Äckern und von Pferdeställen.
Man träumt von grünen Teichen und Forellen.
Und möchte in die Stille zu Besuch.

Man flieht aus den Büros und den Fabriken.
Wohin, ist gleich! Die Erde ist ja rund!
Dort, wo die Gräser wie Bekannte nicken
und wo Spinnen seidne Strümpfe stricken,
wird man gesund.

Die Seele wird vom Pflastertreten krumm.
Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden
und tauscht bei ihnen seine Seele um.
Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm.
Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.

Erich Kaestner  (1899-1974)