heißt: Der Hahnenbalken. Und ich fand das als Kind immer total doof.Einerseits schien es mir nie so schlimm, wenn jemand in einem Feld seine Röcke rafft, dass man ihn davonjagen muss, anderseits, wenn die Leute schon so drauf sind, war das eine unverhältnismäßige Rache – schien mir.
Aber ist Rache ja so oft, von daher passt es.
Dieses Märchenstückchen ist nach Angaben eigentlich eine kurze Prosanacherzählung von Friedrich Kinds gleichnamigem Gedicht, erschienen in Wilhelm Gottlieb Beckers Taschenbuch zum geselligen Vergnügen von 1812. Eigentlich ist es nicht weiter erzählenswert, wenn es nicht dokumentieren würde, wie schnell alles kippen kann. Gerade noch in hohen Ehren, im nächsten Augenblick davongejagdt – nicht durch den, mit dem man den Zwist hat, sondern vom Publikum.
Der Hahnenbalken
Es war einmal ein Zauberer, der stand mitten in einer großen Menge Volks und vollbrachte seine Wunderdinge. Da ließ er auch einen Hahn einherschreiten, der hob einen schweren Balken und trug ihn als wäre er federleicht.

Nun war aber ein Mädchen, das hatte eben ein vierblättriges Kleeblatt gefunden und war dadurch klug geworden, so dass kein Blendwerk vor ihr bestehen konnte. Sie sah, dass der Balken nichts war als ein Strohhalm. Da rief sie: „Ihr Leute, seht ihr nicht, das ist ein bloßer Strohhalm und kein Balken, was der Hahn da trägt.“ Alsbald verschwand der Zauber, und die Leute sahen was es war und jagten den Hexenmeister mit Schimpf und Schande fort. Er aber, voll innerlichen Zornes, sprach: „Ich will mich schon rächen.“ Nach einiger Zeit hielt das Mädchen Hochzeit, war geputzt und ging in einem großen Zug über das Feld nach dem Ort, wo die Kirche stand. Auf einmal kamen sie an einen stark angeschwollenen Bach, und war keine Brücke und kein Steg, darüber zu gehen. Da war die Braut flink, hob ihre Kleider auf und wollte durchwaten. Wie sie nun eben im Wasser so steht, ruft ein Mann, und das war der Zauberer, neben ihr ganz spöttisch: „Ei! wo hast du deine Augen, dass du das für ein Wasser hältst?“ Da gingen ihr die Augen auf, und sie sah, dass sie mit ihren aufgehobenen Kleidern mitten in einem blaublühenden Flachsfeld stand. Da sahen es die Leute auch allesamt und jagten sie mit Schimpf und Gelächter fort.
Das einleitend erwähnte Gedicht von Friedrich Kind habe ich noch nicht gefunden, aber dieses schöne Trinklied, das ebenfalls in einemTaschenbuch zum geselligen Vergnügen verlegt wurde:
Wir sind die Könige der Welt
wir sind´s durch unsre Freude.
Was hilft die Kron und vieles Geld
was hilft der Stern am Kleide?
In unsern Gläsern perlt der Wein
und alles soll jetzt unser sein!
Wir sind die Könige der Welt
wir geben ihr Gesetze;
die gelten künftig mehr als Geld
kein Biedrer sie verletze!
In unsern Gläsern perlt der Wein
drum höre Welt, so soll es sein
Von Herzen gut und keinem Feind
und fern von Trug und Neide
und aller guten Menschen Freund
und aller Menschen Freude
soll künftig jeder, gross und klein
und reich und arm, auf Erden sein
Ein warmes, immer reges Herz
bei hellem Licht im Kopfe,
gesunde Glieder ohne Schmerz
gesunde Speis‘ im Topfe
und guter Mut und guter Wein
soll künftig nirgends selten sein
Die Mädchen sollen so geschwind
als möglich Gatten haben,
und süsses Glück durch Weib und Kind
soll alle Männer laben.
So deucht’s uns gut beim Glase Wein
so wollen wir’s, so soll es sein
Die Männer, welche Zeit und Kraft
dem Wohl der Brüder weihen,
die sollen sich beim Rebensaft
recht oft, wie wir jetzt, freuen.
So wollen wir’s, so soll es sein
so fügen wir’s beim Glase Wein
Der Reiche soll mit milder Hand
dem Schwachen Armen geben!
Wir Menschen sind uns nah verwandt:
ein jeder Mensch soll leben!
Ergreift das Glas und trinkt den Wein
ein jeder Mensch soll glücklich sein!
Text: Gotthelf Wilhelm Christoph Starke – 1796. Steht zuerst in Beckers Taschenbuch zum geselligen Vergnügen für 1796 mit einer Melodie von H. Kapellmeister Seydelmann und gleich darauf wiederholt in Starkes Vermischten Schriften. Erste Sammlung, Berlin, 1796
Süß, wa? Werde ich, wenn es passt, mal verwursten, sowas darf doch nicht vergessen werden. Wenn ich jetzt noch die Melodie finden würde…
Erinnert mich an Guy des Maupassants „Fettklößchen“, nur nicht ganz so ausführlich und daher weniger dramatisch.
Fettklößchen – war das nicht die Geschichte von der wegen ihres Gewerbes von den Reisenden in der Kutsche verachteten,die aber trotzdem ihr Essen aßen und sie dann noch nötigten, mit dem preußischen Offizier Sex zu haben, damit ihre Reise weitergehen kann?
Ohhh, ich liebe die französischen Naturalisten. Komischerweise, als ich jung war, nicht so sehr, obwohl ich beim Abi wohl den besten Leher hatte, den man sich denken kann und der sich speziell mit Balsac und Zola beschäftigte, aber auch Flaubert und Maupassant. Ein Satz von ihm ist mir noch im Ohr, da ging es um die Beschreibung eines Hausflures: Abgeplatzter Lack , das muss man sich mal vorstellen!